Forschung

Öffentlichkeit und Privatheit im digitalen Zeitalter

Wie verändern sich angesichts der „digitalen Revolution“ Praxis und Vorstellung von Öffentlichkeit und Privatheit? Ist die Trennung beider Sphären eine unumstößliche Grundlage liberaler Demokratien? Welchen Einfluss haben neue Medien und Kommunikationsmöglichkeiten auf das soziale Miteinander? Welche gesellschaftlichen Auswirkungen hat die Forderung nach Transparenz? Gilt die Privatsphäre der Politik noch als schützenswertes Gut? Wo verläuft die Trennlinie von „Selbstschutz“ einerseits und staatlicher Regulierung andererseits? Wie positionieren sich die verschiedenen Parteien in diesem Spektrum? Und warum?

Und weitere Fragen zu den Folgen des medialen Umbruchs stehen im Fokus der Forschung. Denn immer tiefer durchdringt das Internet unser alltägliches Leben. Es ist überall verfügbar, seine Anwendungen sind zunehmend unverzichtbar, aber sie haben auch Folgen. In der ersten Phase des Projektes „Öffentlichkeit und Privatheit im digitalen Zeitalter“ wurde vornehmlich untersucht, wie die deutsche Politik auf die datenschutzrechtlichen Herausforderungen reagiert, welche die rasante Verbreitung sozialer Netzwerke, wie etwa Facebook oder WhatsAPP, mit sich bringen. Aus dem Projektkontext ist auch das Buch „Im Sog des Internets. Öffentlichkeit und Privatheit im digitalen Zeitalter“ hervorgegangen. In ihm sind die Ergebnisse der ersten Projektphase und eine ausführliche Forschungsbibliographie dokumentiert. Eine Auswahl der für das Projekt grundlegenden Literatur sowie Forschungsinstitute zur Privatsphärenforschung kann hier abgerufen werden.

In einer zweiten Phase haben sich die Forschungen der Frage gewidment, wie sich die digitale Revolution auf die Öffentlichkeit auswirkt. Im politischen Diskurs ist das eine bemerkenswerte Leerstelle: Im Abschlussbericht der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ (2010-2013) findet sich der Begriff „Öffentlichkeit“ nicht. Grund genug für uns, die verschiedenen öffentlichen Räume unter dem Aspekt ihrer Interferenz mit Phänomenen der digitalen Revolution wissenschaftlich zu durchdringen. In diesem Kontext ist das Buch "Selbstbestimmung oder Fremdbestimmung? Soziales Leben im Internet" entstanden. Die in diesem Band versammelten Analysen untersuchen die Veränderungen von Öffentlichkeit als sozialem Raum für Alltagshandeln, von politischer Öffentlichkeit und den Wandel der Kommunikationsgewohnheiten aus der Perspektive unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen.

Zukünftig wird ein wesentliches Augenmerk des Projektes auf dem internationalen Vergleich von Privatsphäre und Datenschutz liegen. Die Bedrohung der Privatsphäre im Zuge der digitalen Revolution ist praktisch überall dieselbe, aber die gesellschaftlichen Reaktionen darauf unterscheiden sich deutlich – innerhalb der Europäischen Union, aber auch gegenüber den USA. Diese Unterschiede sind nicht nur aufschlussreich in Bezug auf unterschiedliche, national-kulturelle Verständnisse von Privatheit und Freiheit, sondern haben auch sehr konkrete Auswirkungen auf die Realisierbarkeit internationaler Regulierung (z. B. die EU-Datenschutzgrundverordnung) und Märkte (z. B. das Freihandelsabkommen mit den USA). Vor diesem Hintergrund möchten wir in der neuen Projektphase folgende Fragen beantworten: Wie unterscheiden sich im europäischen Vergleich die Einstellungen zur Privatsphäre? Wodurch erklären sich diese Unterschiede? Handelt es sich um tief verankerte, strukturelle Faktoren wie Diktaturerfahrung oder um wandelbare Faktoren wie der Stand gesellschaftlicher Digitalisierung? Die Bearbeitung dieser Fragen eröffnet ein neues Gebiet der empirisch-vergleichenden Liberalismusforschung.

Selbstbestimmung oder Fremdbestimmung?

Ulrike Ackermann (Hg.)
Selbstbestimmung oder Fremdbestimmung?
Soziales Leben im Internet
166 Seiten, broschiert

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Im Sog des Internets

Ulrike Ackermann (Hg.)
Im Sog des Internets
Öffentlichkeit und Privatheit
im digitalen Zeitalter
200 Seiten, broschiert

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Freiheitsindex 14

Ulrike Ackermann (Hg.):
„Freiheitsindex Deutschland 2014 des John Stuart Mill Institutes für Freiheitsforschung. Schwerpunkt Digitale Revolution“,
164 Seiten, broschiert 

 

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