Präsenz

Kulturgeschichte des Marktes

Hans Jörg Schmidt
Kulturgeschichte des Marktes
Ein Essay zur Genealogie einer soziokulturellen Gegebenheit

140 Seiten, broschiert
Buchausgabe: 16,80 Euro
ISBN 978-3-941743-15-1
E-Book (PDF): 9,80 Euro

Frankfurt am Main 2011
Verlag Humanities Online

Im Zentrum moderner Gesellschaftsformationen steht der Markt. Hat er aufgrund jüngerer Exzesse einzelner Akteure als Organisationsprinzip ausgedient? Diesen Eindruck vermittelt zumindest die emotional geführte Debatte über die Ordnung und Sinnhaftigkeit des Marktes. In ihrem Rahmen werden nahezu reflexartig Argumente zur Verteidigung oder zur Kritik der Marktwirtschaft angeführt, während die soziokulturelle Dimension des Marktes fast vollständig ausgeblendet bleibt. Aber gerade aus ihr erhellen sich zahlreiche bis heute kultivierte Argumentationsmuster, selbst umfassende Marktmodelle und Theorien.

In diesem Buch wird der an ökonomischen Zusammenhängen interessierte Leser aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive in essayistischer Form über mythologische, historische, religiöse und rationalisierungsstrategische Aspekte in der Genealogie des Marktes informiert. Die »Kulturgeschichte des Marktes« bietet eine kompakte Grundlage zum eigenständigen Nach- und Weiterdenken über Gehalt und Gestalt des Marktes.


Aus der Einleitung

Entstanden ist die Idee für diese kleine Abhandlung aus Gesprächen im John Stuart Mill Institut für Freiheitsforschung, in denen die Frage im Mittelpunkt stand, wie der Blick des gegenwärtigen, stark auf ökonomische Zusammenhänge verengten Liberalismus im deutschsprachigen Raum über den Aspekt der wirtschaftlichen Freiheit hinaus auch auf die Aspekte der individuellen und politischen Freiheit ausgeweitet werden könnte. Der Markt als zentraler Topos des Liberalismus erschien hierfür als ein geeigneter Gegenstand, um zu zeigen, dass die Freiheiten, Verträge schließen und über Eigentum verfügen zu können, zwar grundlegende Voraussetzungen für den Markt sind, dieser aus seiner Genealogie heraus aber keinesfalls isoliert und von der soziokulturellen Rückkoppelung an die Gesellschaft abgelöst betrachtet oder gar verabsolutiert werden kann. Insofern begreift sich dieser Essay als ein Beitrag zur »Re-Integration« des Nachdenkens über den Markt in die gesellschaftliche Debatte und wendet sich, wie im ersten Kapitel über die Mythologie des Marktes anhand des »Hymnus auf Hermes« ausgeführt wird, gegen eine sozusagen »hermetische Verengung« des Marktbegriffs auf rein ökonomische Gesichtspunkte und versucht die Exklusivität fachwissenschaftlicher Theoriedebatten der Ökonomik zu durchbrechen.

Inhalt

Inhalt

Einleitung 7

Mythologie des Marktes 11

Geschichte des Marktes 21

Religion des Marktes 85

Rationalisierungsstrategien des Marktes 101

Schluss 119

Literatur 125

Anmerkungen 135

Verzeichnis der Personen- und Eigennamen 137

Rezensionen

Rezensionen

"Der Markt ist ein unverzichtbarer, integraler Bestandteil unsere Gesellschaft. In seinem vierteiligen Essay geht Hans Jörg Schmidt (John Stuart Mill Institut für Freiheitsforschung, Heidelberg) der Einbettung des Marktes in soziale und kulturelle Gegebenheiten aus kulturwissenschaftlicher Perspektive nach. Im Mittelpunkt steht eine Geschichte des immer mehr Raum greifenden Marktes. Instruktiv und kompakt werden wesentliche Entwicklungsstationen seit der Antike aufzeigt, allerdings kommt die institutionelle Perspektive zu kurz. Es folgen zwei kürzere Abschnitte über drei Deutungen des Marktes als Religion (Ursprungs- und Ersatzreligion sowie Nebenordnung von Markt und Religion) einerseits und Rationalisierungsstrategien, die vereinfacht in angebots- und nachfrageseitige Strömungen unterteilt werden, andererseits. Eingebettet wird der Text in die Mythologie des Marktes, wobei der antike Gott Hermes sowohl für die zivilisatorische Schöpfung des Marktes als auch die Ressentiments des räuberischen Handelns steht."
Forum Ordnungspolitik


"Der auf dem Titel befindliche kleine, schwebende griechische Gott Hermes, der einen Geldbeutel
in der Hand hält, zeigt, wohin die Reise in Hans Jörg Schmidts Buch geht: Der Markt begleitet uns schon seit langem und fast ebenso lange als Kulturtopos.Hermes, der in seiner Rolle als Gott der Händler und Gott der Diebe oszilliert, ist eines der frühen Beispiele dafür, dass der Markt schon immer als ein den blossen Ökonomismus übersteigendes Phänomen gesehen wurde.Auch der kulturell verankerte Zweifel am Markt, der im doppeldeutigen Hermes-Bild sichtbar wird, legt eine kultursoziologische Betrachtung nahe. Diese wird im Buch in ausgesprochen kurzweiliger Essayform vorgelegt.
Detmar Doering / Neue Zürcher Zeitung