Präsenz

Welche Freiheit. Plädoyers für eine offene Gesellschaft

Ulrike Ackermann (Hg.):
„Welche Freiheit. Plädoyers für eine offene Gesellschaft“,

Broschiert: 320 Seiten
Verlag: Matthes & Seitz Berlin; Auflage: 1., Aufl. (März 2007)
ISBN-10: 3882218851
ISBN-13: 978-3882218855

Ian Buruma, Ralf Dahrendorf, Peter Esterhazy, Peter Nadas, Wolfgang Sofsky, Oksana Zabuzhko ... Sie alle verteidigen in dieser Streitschrift die Bedeutung der Freiheit als Grundwert des Zusammenlebens in Zeiten politischer Desorientierung und neuer totalitärer Bedrohungen. Freiheit als Grundwert des Zusammenlebens ist uns so selbstverständlich geworden, daß wir gar nicht mehr bemerken, wo sie in Frage gestellt ist oder bereits außer Kraft gesetzt zu werden droht. Die von Ulrike Ackermann hier versammelten Autoren der vorliegenden Anthologie zeigen je auf eigene Weise, wie unser Selbstverständnis und die Realität auseinander klaffen. Damit geben sie auch ein leidenschaftliches Plädoyer für die Rückbesinnung auf jenen Wert, der nicht zufällig unter den Schlagworten der Französischen Revolution an erster Stelle steht und auf dem die westliche Gesellschaft seither basiert: Freiheit, dann Gleichheit und Brüderlichkeit. Das Streben nach Freiheit, Individualisierung und die Suche nach dem persönlichen Glück werden hier stark gemacht. Die Autoren mahnen auf intellektueller und politischer Ebene die Selbstbesinnung auf die Freiheit an. Sie berufen sich auf die Klassiker des liberalen europäischen Denkens: „Die persönliche Unabhängigkeit ist das allererste Bedürfnis der modernen Menschen; folglich darf man nie von ihnen verlangen, daß sie es zugunsten der politischen Freiheit opfern. Die persönliche Freiheit ist die wirkliche moderne Freiheit. Die politische Freiheit gewährt ihr Schutz; die politische Freiheit ist deshalb unentbehrlich.“ (Benjamin Constant) „Die Größe des modernen Denkens besteht in der Auffassung der Freiheit als einer stets erneuten, wiederholten Tat der Befreiung.“ (Benedetto Croce) „Welche Freiheit“ will dazu beitragen, eine öffentliche politische und intellektuelle Debatte in Gang zu bringen, in der die Freiheit nicht nur als abstraktes Gut wahrgenommen wird, das zuweilen Angst auslöst, sondern in der sie als große Errungenschaft und Lebenselexier sichtbar und erfahrbar wird.

Inhalt

Inhalt

Ulrike Ackermann
Freiheitsliebe - Einleitung 7

Ralf Dahrendorf
Freiheit - Eine Definition 26

Wolfgang Sofsky
Das Prinzip Freiheit 40

Gerhard Schulze
Das Drama der Freiheit 62

Dunja Melcic
Das Denken der Freiheit
Auf den Spuren Hannah Arendts 107

Ramin Jahanbegloo
Das Erbe Isaiah Berlins 126

Rainer Hank
Der deutsche Schotte
Wilhelm von Humboldts Grenzziehung staatlicher Wirksamkeit 141

Detmar Doering
Anatomie des Antikapitalismus 156

Dirk Maxeiner / Michael Miersch
Das Totalitäre im Ökologismus 168

Péter Nádas
Vaclav havels geschichte mit der Frau Albright 198

Péter Esterházy
Die versickernde Freiheit 207

Oksana Sabuschko
Variationen auf ein Thema in zwei TV-Akten 211

Ian Buruma
Ein Mord in einem kleinen Land 232

Necla Kelek
Die Freiheit des Vogels, im Käfig zu singen 259


Ulrike Ackermann
Karikaturenstreit - Welche Freiheiten hat der Westen zu verteidigen? 269

Matthias Rüb
Freedom Isn't Free 287

André Glucksmann
Ich töte für die Freiheit - Charlotte Corday spricht noch heute 303

Biographische Daten 316

Rezensionen

Rezensionen

 "In allgemeinen Äußerungen und auf einer eher allgemeinen und rationalen Ebene bekennt sich die Bevölkerung zur Freiheit im Sinne von Handlungs- und Entscheidungsfreiheit, doch im konkreten Konfliktfall überwiegen die Ängste vor den mit der Freiheit verbundenen Risiken und das Bedürfnis nach Absicherung durch einen fürsorglichen Staat. Etwas zugespitzt kann man sagen, dass Freiheit in Deutschland spätestens seit einem knappen Jahrzehnt in den Augen der Bevölkerung zwar einen guten Namen, aber eine schlechte Aura hat.
Umso erfreulicher also, dass die Frankfurter Publizistin und Politologin Ulrike Ackermann jetzt ein wackeres Häuflein deutscher und internationaler Freiheitsfreunde versammelt hat, um in ihrem Essaysammelband "Welche Freiheit" eben dieser eine vielstimmige Ode zu singen. Die Herausgeberin teilt die Diagnose, dass der deutsche Freiheitstaumel von 1989 nur die Haltbarkeit eines Einwegfeuerzeugs hatte. So fragt sie in der Einleitung: "Warum mündete der Sieg der Freiheit und Demokratie nicht in eine Neubewertung der staatlichen Aufgaben, gar in eine Revision der privaten Forderungen nach umfassender staatlicher Daseinsvorsorge?" Und gibt sich selbst die Antwort: "Sozialetatismus und Arbeitskorporatismus, Erbschaften aus beiden deutschen Diktaturen, sorgen bis heute dafür, dass Gleichheit und soziale Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft immer noch höhere Güter sind als die Freiheit des Staatsbürgers.
Damit ist die Crux der Freiheit benannt: Sie scheint begehrenswert zu sein, solange sie ein unerreichbarer Traum ist. Im konkreten Alltag wird sie rasch als Last, Bedrohung, Überforderung empfunden."
Die Welt


"Nicht alle Aufsätze in dieser von Ulrike Ackermann herausgegebenen Sammlung "Welche Freiheit" interessieren die Rezensentin Angela Gutzeit. Nach Ansicht der Herausgeberin sei es aus zwei Gründen nötig, sich mit dem Freiheitsbegriff zu beschäftigen, wie die Rezensentin rekapituliert: Einerseits sei der Freiheitsbegriff zu stark mit dem Gedanken sozialer Sicherheit verknüpft, andererseits sei die Freiheit durch ein Übermaß an Toleranz gegenüber Fundamentalisten gefährdet."
perlentaucher


"Die Freiheit wird in Deutschland nicht sonderlich hoch geschätzt. Nach einer kurzen Phase der Euphorie trat angesichts der Kosten der Wiedervereinigung schnell Ernüchterung ein. Ulrike Ackermann hat nun eine Anthologie zum Thema vorgelegt. Autoren unterschiedlicher Nationalität beleuchten darin, welche Freiheiten den Grundkonsens in einer offenen Gesellschaft ausmachen.
"Der Haß gegen den Liberalismus ist das Einzige, in dem sich die Deutschen einig sind" – mit dieser provokanten These des Ökonomen Ludwig von Mises eröffnet Buchherausgeberin und Mitautorin Ulrike Ackermann ihre Anthologie zum Thema Freiheit. Um die Deutschen ein wenig mit dem Liberalismus und dem ihm zugrunde liegenden Freiheitsgedanken zu versöhnen, legen hier in 16 Aufsätzen Autoren ganz unterschiedlicher Nationalität ideengeschichtlich, historisch, philosophisch, literarisch,  soziologisch und sozioökonomisch dar, welche Freiheiten den Grundkonsens in einer offenen Gesellschaft ausmachen. Darunter sind Ralf Dahrendorf und Andre Glucksmann, aus Ungarn Peter Esterhazy und Peter Nadas, oder aus der Ukraine Oksana Sabuschko."
Deutschlandradio Kultur